Wissen zum Thema Mähen

Wie wirkt sich der Schnittzeitpunkt auf den Energiegehalt und Futterwert aus? 🍃

Der Schnittzeitpunkt von Gras ist ein entscheidender Faktor, der den Energiegehalt und die Qualität des Futters maßgeblich beeinflusst. Je nachdem, ob das Gras für Heu, Silage oder Frischfutter genutzt wird, verändert sich der Nährstoffgehalt durch das jeweilige Wachstumsstadium der Pflanzen.

Im Folgenden werden die wichtigsten Zusammenhänge zwischen Schnittzeitpunkt, Energiegehalt und Futterwert beleuchtet – mit konkreten Empfehlungen für die Praxis.

1. Einfluss des Wachstumsstadiums

Der Nährstoffgehalt des Grases hängt eng mit seinem Entwicklungsstadium zusammen:

Früher Schnitt:
Gras, das vor der Blüte gemäht wird (z. B. im Schossen oder während des Ähren-/Rispenschiebens), hat einen hohen Energie- und Proteinanteil sowie eine gute Verdaulichkeit. Der Rohfasergehalt ist niedrig, was zu einem hohen Futterwert führt [1][2][3].

Später Schnitt:
Mit zunehmendem Alter der Pflanzen steigt der Rohfasergehalt, während Energie und Proteine abnehmen. Das Gras wird grobstängeliger und schwerer verdaulich, was sich negativ auf die Futterqualität auswirkt [4][2][5].

Ein später Schnitt kann zwar höhere Erträge bringen – jedoch auf Kosten der Nährstoffdichte und Verdaulichkeit.


2. Energiegehalt und Rohfaser

Der Energiegehalt des Futters sinkt, je länger das Gras ungeschnitten bleibt:

  • Täglicher Energieverlust: Der Rohfasergehalt steigt täglich um etwa 4–5 g/kg Trockenmasse. Dadurch sinkt die Netto-Energie-Laktation (NEL), die für Milchleistung essenziell ist [4].

  • Empfohlene Rohfaserwerte: Für Grassilage gelten 22–27 % Rohfaseranteil als ideal – sie bieten eine gute Balance zwischen Energie und Struktur [1][2].

Schon eine Verschiebung des Schnittzeitpunkts um nur eine Woche kann den Rohfasergehalt deutlich erhöhen und damit den Energiegehalt messbar senken [5].


3. Auswirkungen auf die Silierung

Auch die Qualität der Silage hängt direkt vom Schnittzeitpunkt ab:

  • Höherer Zuckergehalt bei frühem Schnitt verbessert die Milchsäuregärung und sorgt für eine stabile, gut konservierte Silage [3][1].

  • Verluste durch Zeitverzögerung: Bereits nach dem Mähen verliert das Gras stündlich rund 0,0069 MJ NEL. Jede Verzögerung beim Silieren oder Pressen führt zu einem weiteren Rückgang des Energiegehalts.


4. Praktische Empfehlungen

Für die verschiedenen Nutzungsarten gelten folgende Faustregeln:

  • Heu: Mähen vor oder während der Blüte, bei einem Stängel-Blatt-Verhältnis von ca. 50:50, um den maximalen Nährstoffgehalt zu sichern [5][1].

  • Silage: Der Schnitt sollte im Stadium des Ähren- bzw. Rispenschiebens erfolgen – bevor der Rohfaseranteil zu hoch wird [1][2].

  • Frischfutter: Ein früher Schnitt garantiert eine hohe Verdaulichkeit und einen guten Energiegehalt, insbesondere bei weideergänzender Fütterung.


6. Zusammenfassung

Der Schnittzeitpunkt hat direkten Einfluss auf den Energiegehalt und die Futterqualität:

  • Ein früher Schnitt maximiert Energie und Protein bei gleichzeitig niedrigerem Rohfaseranteil.

  • Ein späterer Schnitt bringt zwar mehr Masse, aber auf Kosten von Verdaulichkeit und Nährstoffdichte.

  • Für optimale Ergebnisse müssen Wetter, Pflanzenstadium und Futterverwertung gemeinsam betrachtet werden.

Mit gezielter Planung sichern sich Landwirte hochwertiges Grundfutter – und damit gesunde Tiere, gute Milchleistung und wirtschaftliche Effizienz.

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